Geschichte der Grafschaft Bentheim
Entwicklung und Geschichte














Stadtgründungen
Schüttorf ist älteste Stadt der Grafschaft Bentheim. Der Stadt wurden 1295 die Stadtrechte verliehen. Im 14. Jh. folgten weitere Stadtgründungen wie Nordhorn und Neuenhaus entlang der Vechte. Bad Bentheim hingegen tauschte erst im 19. Jh. den Status "Flecken" gegen Stadt ein.
Handel in der Grafschaft Bentheim
Bereits um das Jahr 1000 stellte der Bentheimer Sandstein das wichtigste Exportgut der Grafschaft Bentheim dar. Die Bentheimer Grafen verliehen den Händlern, Kaufleuten und Handwerkern besondere Privilegien, welche sie von Abgaben an das Grafenhaus befreiten. Diese wichtigen Voraussetzungen führten dazu, dass selbst Handelswaren aus fernen Ländern wie Russland, Skandinavien, England sowie aus den Tuchzentren Flanderns und Hollands in die Grafschaft Bentheim gelangten.
Im 13. Jh. wandelte sich die Kaufmannshanse zur Städtehanse um, so dass die Grafschaft Bentheim mehr und mehr zum Bindeglied des Hansehandels zwischen westfälischen und niederländischen Städten wurde. Wichtige Handelswege führten sowohl per Schiff über die Vechte als auch per Pferd und Wagen über die Straßen.
Textilgeschichte
Das Jahr 1839 gilt als Gründungsjahr der Nordhorner Textilinsdustrie. An der Handelsstraße baute Willem Stroink aus Enschede die erste mechanische Schnellweberei. Hier wurde Baumwolle verarbeitet, Kattun und Watertwist gewebt. Weitere Betriebe gründeten 1864 Jan van Delden, 1872 Josef Povel, 1896 Hermann Kistemaker (Rawe) und 1897 Bernhard Niehues und Friedrich Dütting (NINO). Der Grundstein für die Entwicklung zu einer der größten deutschen Textilstädte war gelegt. In den verschiedenen Textilfirmen fanden in diesen Jahren etwa 1.500 Menschen Beschäftigung. In der Weltwirtschaftskrise in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts kamen viele Arbeitssuchende aus allen Gegenden Deutschlands nach Nordhorn. Hatte Nordhorn 1815 noch 980 Einwohner, erhöhte sich die Zahl bis 1939 auf 23.457. Nur knapp ein Drittel dieser Menschen wurde in Nordhorn geboren. Der ungewöhnliche wirtschaftliche Aufstieg trug Nordhorn in diesen Jahren den Beinamen Klein Amerika ein. Um Kohlen für die Textilfirmen nach Nordhorn zu schaffen, wurde die Stadt mit verschiedenen Kanäle an das Wasserstraßennetz angebunden. Bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war die Textilindustrie prägend für Nordhorn. Ausgelöst durch die Energiekrise in den 70er Jahren beginnt der langsame Niedergang der Nordhorner Textilindustrie – keine der traditionsreichen Firmen überlebt. Von den großen Firmen zeugen heute noch einige Bauwerke, wie der Povelturm, das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma NINO und die Alte Weberei.
Die Entwicklung in den Moorgebieten
Der Nordwesten der Grafschaft Bentheim blieb durch die schwer zugänglichen Moorgebiete in seiner Entwicklung stark gehemmt. Zwar entstanden im 19. Jh. in den Mooren der Niedergrafschaft die ersten Kolonistensiedlungen, das Leben der Menschen im Moor verlief jedoch äußerst einfach und ärmlich.
Erste Versuche, die Moorgebiete infrastrukturell zu erschließen, erfolgten 1934. Es wurden linksseitig des Coevorden-Piccardie-Kanals Reichsarbeitsdienstlager errichtet. Junge Sachsen und Bayern wurden abkommandiert, Straßen durch das Moor zu bauen. Einziges Arbeitsmittel: ein blankgeputzter Spaten. 1936 wurden diese Arbeitsdienstlager aufgelöst.
Im selben Jahr plante die staatliche Moorverwaltung in Papenburg Strafgefangenenlager für den Bereich der Niedergrafschaft. Bekannte Namen sind Bathorn, Alexisdorf und Füchtenfeld. Diese wurden, nunmehr rechtsseitig des Coevorden-Piccardie-Kanals, 1938 fertiggestellt. Mit Kriegsausbruch kamen 1939 die ersten Kriegsgefangenen aus Polen, später auch Niederländer, Franzosen, Russen und Italiener in das Lager. Die Gefangenen wurden hauptsächlich in Wirtschaftsbetrieben der Grafschaft Bentheim (Textilindustrie) und auf Bauernhöfen sowie für Arbeiten im Moor eingesetzt.
Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 konnten Geldmittel über den "Emslandplan" für die infrastrukturelle Erschließung der Moorgebiete bereitgestellt werden. In Teilbereichen der ehemaligen Kriegsgefangenenlager entstanden Siedlungen für Flüchtlinge und Heimatvertriebene.